Freitag, 18. Januar 2013
Der Mensch und der Wald
Ich spürte den steten Strom des Regens auf mich niederrauschen. Die Nässe hatte keinen trockenen Flecken ausgelassen. Mein Körper und der Wald waren durchtränkt von diesem Stoff.
Ich rannte, bemüht den Hindernissen auszuweichen.
Ein ausgehobenes Loch in dem dunklen Waldboden, an dem ich kurz innehielt.
Hier hatte ich noch vor wenigen Stunden mit den Größen meiner Zeit gestanden, die Sonne hatte geschienen – Ich rannte weiter.
Wo war das Ende dieses Waldes?
Ein Blick zum Himmel zeigte mir, dass die Baumwipfel die Sicht auf die fernen Wolken verstellten.
Ich stolperte über einen Ast und blieb einen Augenblick am Boden liegen. Mein schneller Atem formte kleine Wölkchen. Ich hörte mein Herz laut und schnell pochen- dann die anderen Geräusche des Waldes, des Regens, der mit unverminderter Härte auf mein Bewusstsein einhämmerte.
Langsam rappelte ich mich auf. Bemüht nicht zu zittern.
Nässe. Und noch immer kleine Wölkchen vor meinem Gesicht.
Ein Schrei rang sich aus meiner Kehle. Erst animalisch und wild, bist ich es schaffte mich zu artikulieren:
„ICH BIN KEIN WOLF! ICH BIN KEIN GOTT!
ICH BIN NICHT FREI! ICH LIEGE NICHT IN KETTEN!
ICH HABE KEINE VERNUNFT! ICH HABE KEINEN TRIEB!“
Schrie ich den dunklen Wald an. Mein Atem ging schwer und meine nassen Kleider drückten auf meine Brust.
Doch die Worte wurden von der Dunkelheit verschluckt und von den Lauten des nassen Waldes überlagert.
Kein Ausweg aus diesem Wald. Der Blick auf die Wolkendecke versperrt. Die Bäume stillschweigend mich beobachteten, wie ich mit mir selbst in meiner nassen Haut rang.
(c)

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