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Sonntag, 27. Januar 2013
Die Welt in meinem Kopf II
dermensch, 19:43h
„Kairo!“ Eine flüsternde Stimme an Kairos Ohr weckt ihn.
Das Summen eines Ventilators.
Dann die Decke des schäbigen Hotelzimmers, als er die Augen öffnet.
Und das laute Hupen von den staubigen Straßen der Stadt.
Was für ein Traum.
Kairo schüttelt den Gedanken ab und nimmt einen Plastikbecher mit klarer Flüssigkeit zur Hand.
Spuckt sie wieder aus.
Am Waschbecken.
Kairo sieht sein zerfurchtes Gesicht im Spiegel.
Der Ventilator brummt.
Was ist das an seinem Hinterkopf?
Er betastet die Stelle- seine Finger fahren über eine raue, krustige Stelle.
Ich habe geblutet?
Es klopft.
Kairo fährt erschrocken hoch.
„Ja?“
Lola tritt ein.
„Siehst Scheiße aus.“
Danke auch.
Kairo versucht erneut aus dem Becher zu trinken und hustet.
Er setzt sich aufs Bett und versucht seine Gedanken zu sortieren.
Lola am Fenster.
Die laute Stadt.
„Ist dir was eingefallen?“ sie verschränkt die Arme vor der Brust.
Er betastet wieder seinen Hinterkopf.
Nichts.
„Hast du wieder geträumt?“ Sie wendet sich zu ihm.
Alle Geräusche werden lauter. Kairo will sich die Ohren zuhalten.
Dann ist es plötzlich still.
Als wäre er unter Wasser getaucht.
Er wird an seinen Armen wieder an die Oberfläche gezogen.
„…zu dir!“
Lola hat ihn an beiden Armen gepackt.
Und schaut ihm in die Augen.
Ihre Augen.
Kairo muss schlucken.
„Wir müssen ans Meer.“
Sie nimmt etwas Abstand und betrachtet ihn besorgt.
Dann nickt sie stumm.
Kairo nimmt einen tiefen Atemzug.
Einen Atemzug von der brennend heißen, stickigen Luft.
Kairo in einem Jeep.
Irgendwo im stickig lauten Verkehr der urbanisierten Wüstenstadt.
Sein Kopf nur noch leer.
Im Hotel hat er sich die Haare abgeschnitten.
Um die Wunde an seinem Hinterkopf zu finden.
Nichts.
Keine Gedanken.
Nur Schweiß auf Haut.
Haut auf Haut.
Empfindungen unter der Haut.
In seinem Schädel – so drückend
So verlangend.
„Kairo.“
Lola starrt ihn an.
In einem anderen Leben wäre er nur ein Regentropfen auf ihrer Haut.
Oder ihr Opfer.
„Alles klar.“
Er fährt sich mit der Hand über den tauben Hinterkopf.
„Warum das Meer?“
Kairo gibt einen erstickten Laut von sich.
Der Wagen schüttelt sie durch, als sie auf unwegsameres Gelände fahren.
Staub in Kairos Nase.
Schlamm in Kairos Lunge.
„Wir werden ihn dort finden.“
Lola schaut aus dem Fenster, geistesabwesend und nickt.
Kairo, bis zu den Knöcheln im heißen Sand.
Vor ihm erstreckt sich das Meer.
Der herbe Salzgeruch erfüllt seine Lungen.
Lola tritt an seine Seite.
„Wo ist er?“
Kairo deutet in die Ferne.
„Er ist auf dem Weg hierher.“
Stunden vergehen.
Stunden der Hitze und das Versprechen der Linderung durch das Meer.
Ein Schnellboot hält auf die Bucht zu.
„Kairo!“
Eine wütende Stimme, noch bevor der hoch gewachsene Mann aus dem Boot gestiegen ist.
„Wie hast du mich gefunden?“
Kairo schüttelt den Kopf.
Sagt aber nichts.
Lola zischt, stößt laut die Luft aus.
Hass in ihrem Gesicht.
Ihren Augen.
„Du hast Deine Macht ausgenutzt!“ Brüllt sie ihn an.
Kairo kämpft gegen einen Schmerz in seinem Kopf an.
Sein Gegenüber kommt auf ihn zu.
„Bin ich das Böse, Kairo?“ Er bleibt stehen. Ruhig. „Ist ein einziger Mensch das Böse?“
Lola gibt ein Zischen von sich, als sich der Mann Kairo nähert.
Er packt Kairo mit der flachen, nassen Hand auf den Schädel.
_Mein eigenes Blut fließt durch diesen Kopf, meine eigenen Gedanken durch meinen Körper.
Doch ihr wollt nur die Haut!
Nehmt sie!
Ich bin nicht der Herrscher.
Ich bin nicht der Mensch.
Nicht meine Haut.
Ich bin die starke, leidenschaftliche Empfindung. Bin die Wut in meinen Adern, die Welt in meinem Kopf!_
Kairo sieht sich unter dem Sternenhimmel in einem Palast.
Ein Schrei ringt sich aus seiner Kehle.
Eine furchtbare Erinnerung.
Gedanken fließen rot aus seiner Wunde am Hinterkopf.
Der Andere ganz nah an seinem Gesicht.
Heißer Atem auf seiner Stirn, seinen Augen.
„Sag es mir, Kairo! Sag es mir!“ Die Stimme des Mannes bebt, sein Körper zittert.
Seine Augen weit geöffnet vor Empfindung. „Wer zwingt uns diesen Weg zu gehen! Du weißt es doch bereits!“
Das Meer braust auf.
Heißer, staubiger Wind.
Die warme Flüssigkeit aus seinem Schädel.
„Wolltest Du dir die Gedanken aus dem Kopf schlagen?“
Kairo nickt.
Tränen quellen aus seinen Augen.
Er starrt stur auf das Meer.
„Die Menschen sind es. Der Mob.“
Sein Gegenüber nickt.
Lola bleibt unbewegt und fassungslos.
Kairo umarmt seinen Gegenüber.
Seinen liebsten Feind.
(c)
Das Summen eines Ventilators.
Dann die Decke des schäbigen Hotelzimmers, als er die Augen öffnet.
Und das laute Hupen von den staubigen Straßen der Stadt.
Was für ein Traum.
Kairo schüttelt den Gedanken ab und nimmt einen Plastikbecher mit klarer Flüssigkeit zur Hand.
Spuckt sie wieder aus.
Am Waschbecken.
Kairo sieht sein zerfurchtes Gesicht im Spiegel.
Der Ventilator brummt.
Was ist das an seinem Hinterkopf?
Er betastet die Stelle- seine Finger fahren über eine raue, krustige Stelle.
Ich habe geblutet?
Es klopft.
Kairo fährt erschrocken hoch.
„Ja?“
Lola tritt ein.
„Siehst Scheiße aus.“
Danke auch.
Kairo versucht erneut aus dem Becher zu trinken und hustet.
Er setzt sich aufs Bett und versucht seine Gedanken zu sortieren.
Lola am Fenster.
Die laute Stadt.
„Ist dir was eingefallen?“ sie verschränkt die Arme vor der Brust.
Er betastet wieder seinen Hinterkopf.
Nichts.
„Hast du wieder geträumt?“ Sie wendet sich zu ihm.
Alle Geräusche werden lauter. Kairo will sich die Ohren zuhalten.
Dann ist es plötzlich still.
Als wäre er unter Wasser getaucht.
Er wird an seinen Armen wieder an die Oberfläche gezogen.
„…zu dir!“
Lola hat ihn an beiden Armen gepackt.
Und schaut ihm in die Augen.
Ihre Augen.
Kairo muss schlucken.
„Wir müssen ans Meer.“
Sie nimmt etwas Abstand und betrachtet ihn besorgt.
Dann nickt sie stumm.
Kairo nimmt einen tiefen Atemzug.
Einen Atemzug von der brennend heißen, stickigen Luft.
Kairo in einem Jeep.
Irgendwo im stickig lauten Verkehr der urbanisierten Wüstenstadt.
Sein Kopf nur noch leer.
Im Hotel hat er sich die Haare abgeschnitten.
Um die Wunde an seinem Hinterkopf zu finden.
Nichts.
Keine Gedanken.
Nur Schweiß auf Haut.
Haut auf Haut.
Empfindungen unter der Haut.
In seinem Schädel – so drückend
So verlangend.
„Kairo.“
Lola starrt ihn an.
In einem anderen Leben wäre er nur ein Regentropfen auf ihrer Haut.
Oder ihr Opfer.
„Alles klar.“
Er fährt sich mit der Hand über den tauben Hinterkopf.
„Warum das Meer?“
Kairo gibt einen erstickten Laut von sich.
Der Wagen schüttelt sie durch, als sie auf unwegsameres Gelände fahren.
Staub in Kairos Nase.
Schlamm in Kairos Lunge.
„Wir werden ihn dort finden.“
Lola schaut aus dem Fenster, geistesabwesend und nickt.
Kairo, bis zu den Knöcheln im heißen Sand.
Vor ihm erstreckt sich das Meer.
Der herbe Salzgeruch erfüllt seine Lungen.
Lola tritt an seine Seite.
„Wo ist er?“
Kairo deutet in die Ferne.
„Er ist auf dem Weg hierher.“
Stunden vergehen.
Stunden der Hitze und das Versprechen der Linderung durch das Meer.
Ein Schnellboot hält auf die Bucht zu.
„Kairo!“
Eine wütende Stimme, noch bevor der hoch gewachsene Mann aus dem Boot gestiegen ist.
„Wie hast du mich gefunden?“
Kairo schüttelt den Kopf.
Sagt aber nichts.
Lola zischt, stößt laut die Luft aus.
Hass in ihrem Gesicht.
Ihren Augen.
„Du hast Deine Macht ausgenutzt!“ Brüllt sie ihn an.
Kairo kämpft gegen einen Schmerz in seinem Kopf an.
Sein Gegenüber kommt auf ihn zu.
„Bin ich das Böse, Kairo?“ Er bleibt stehen. Ruhig. „Ist ein einziger Mensch das Böse?“
Lola gibt ein Zischen von sich, als sich der Mann Kairo nähert.
Er packt Kairo mit der flachen, nassen Hand auf den Schädel.
_Mein eigenes Blut fließt durch diesen Kopf, meine eigenen Gedanken durch meinen Körper.
Doch ihr wollt nur die Haut!
Nehmt sie!
Ich bin nicht der Herrscher.
Ich bin nicht der Mensch.
Nicht meine Haut.
Ich bin die starke, leidenschaftliche Empfindung. Bin die Wut in meinen Adern, die Welt in meinem Kopf!_
Kairo sieht sich unter dem Sternenhimmel in einem Palast.
Ein Schrei ringt sich aus seiner Kehle.
Eine furchtbare Erinnerung.
Gedanken fließen rot aus seiner Wunde am Hinterkopf.
Der Andere ganz nah an seinem Gesicht.
Heißer Atem auf seiner Stirn, seinen Augen.
„Sag es mir, Kairo! Sag es mir!“ Die Stimme des Mannes bebt, sein Körper zittert.
Seine Augen weit geöffnet vor Empfindung. „Wer zwingt uns diesen Weg zu gehen! Du weißt es doch bereits!“
Das Meer braust auf.
Heißer, staubiger Wind.
Die warme Flüssigkeit aus seinem Schädel.
„Wolltest Du dir die Gedanken aus dem Kopf schlagen?“
Kairo nickt.
Tränen quellen aus seinen Augen.
Er starrt stur auf das Meer.
„Die Menschen sind es. Der Mob.“
Sein Gegenüber nickt.
Lola bleibt unbewegt und fassungslos.
Kairo umarmt seinen Gegenüber.
Seinen liebsten Feind.
(c)
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