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Sonntag, 3. Februar 2013
Was das Leben uns zeigt - Gerry
dermensch, 21:55h
Gerry stand am Bahnhof und beobachtete den davonfahrenden Zug.
Die frühe Morgensonne erfüllte die überdachte Halle.
Glänzte auf den Gleisen.
Auf dem fahrenden ICE.
Frische Morgenluft in ihren Lungen.
Sie wandte sich ab. Verließ den Bahnhof.
Ein neuerliches Gefühl von verletzten Ehrgeiz überkam sie.
Doch sie lächelte nur.
Gerry stand vor einem großen Hochhaus.
Blickte nach oben.
Kaum ein Luftzug an diesem staubigen Sommermorgen.
Kleine weiche Wolken gaben den Kontrast zum kantigen Gebäude.
Den Kopf im Nacken liegend, merkte sie nicht, wie jemand an sie herantrat.
„Was machst du hier draußen?“
Sie sah den Mann mit der Daunenjacke verständnislos an.
Schüttelte nur den Kopf.
„Hey, komm‘ schon, Andy bekommt einen Anfall, wenn er Spitz bekommt, dass Du nicht an der Versuchsreihe arbeitest.“
Der Fremde packte Gerry an der Schulter.
Wollte sie mit hineinziehen-
In das große, kantige Bauwerk.
Gerry schüttelt sich nur, versucht sich zu wehren.
Doch schon standen sie im Aufzug.
„Ich weiß ja, dass er dich mies behandelt, aber du musst doch nicht gleich so einen Aufstand machen.“
Der Fremde fühlte sich über die Wange, wo Gerry ihn gekratzt hatte.
Sie blickte starr geradeaus.
Beobachtete die vorbeiziehenden Etagen in dem Glasaufzug.
Glas.
Hier war alles aus Glas.
Und dennoch gelangte kaum Sonnenlicht in das Gebäude.
Gerry fühlte sich falsch und missverstanden-
Konnte ihren Empfindungen doch keinerlei Ausdruck verleihen.
Also schwieg sie.
Als sich die Aufzugtüren öffneten, trat zunächst der Mann in der Daunenjacke heraus.
Sie folgte ihm stumm und betrachtete interessiert den grauen Flur.
Grau durch die Einrichtung,
den einfarbigen Teppichboden,
dem Geräusch von grauen Stiften auf grauen Zetteln.
Aus einem der Zimmer, an denen sie vorbeikamen, drang ein aufgeregtes Rufen.
„Sandra, wo warst du?“
Der Fremde drehte sich zu Gerry um.
Falsches Mitgefühl in seinem Gesicht.
„Hab’s dir doch gesagt.“
Gerry stand unentschlossen im kahlen Flur.
Ein großer, hagerer Mann mit Brille kam aus dem Zimmer auf sie zu.
Packte sie am Arm.
„Wo warst du? Es gibt noch einiges zu tun für dich.“
Gerry versuchte sich zu befreien und bedeutete mit einer abwehrenden Handbewegung, dass ein Missverständnis vorlag.
Doch der Mann beachtete das gar nicht.
Gerry vor einem breiten Schreibtisch.
Ein Schreibtisch aus Glas.
Hinter ihr der Blick auf die Stadt hinab.
Auf den Bahnhof.
In ihrer Hand fremde Unterlagen.
Gerry begann zu lesen:
„Empirische Untersuchungsreihe zum gezielten Einsetzen medialer Reize.“ Hieß es.
Eine junge Frau mit einem Klemmbrett steckte den Kopf in das Büro.
„Ich brauche deine Hilfe bei der laufenden Versuchsreihe.“
Gerry hob abwehrend die Hände.
Sie saß überhaupt nur noch in diesem Büro, weil der hagere Mann im Vorzimmer sie einfach nicht hatte gehen lassen.
„Bitte. Nur Du kannst mir helfen.“
Widerwillig ließ sich Gerry von der grau gekleideten Frau zum Aufzug führen.
Wieder der gläserne Aufzug.
Bis ins komplett Betonierte Untergeschoss.
Der Keller des Gebäudes.
Grau in Grau.
Kein Glas, kein Teppichboden.
Kein Sonnenlicht.
Der Geruch von scharfem Putzmittel schlug Gerry entgegen, als sie in den Flur traten.
Eine Reihe großer und kleiner Bildschirme pflasterte die Wand des Zimmers, in das sie eintraten.
Abgebildet darauf waren Zimmer, größtenteils Wohnzimmer.
Einige wenige waren belebt.
Gerry blieb mitten in dem sonst sehr spartanisch ausgestatteten Zimmer stehen.
Die junge Frau drückte auf einen Knopf und sprach monoton in ein Mikrofon.
„Sequenz eins einleiten.“
Gleichzeitig war eine Änderung auf den Bildschirmen zu sehen.
In den Zimmern, in denen ein TV-Gerät lief, wurden nun die gleichen grellen Bilder übertragen.
Gerry musste unwillkürlich an den Titel denken, der auf den Unterlagen stand Empirische Untersuchungsreihe zum gezielten Einsetzen medialer Reize.
Die stumme Gerry.
Verwechselt. Vor den bunten Versuchsreihen in dem grauen Gebäude.
Die stumme Gerry.
(c)
Die frühe Morgensonne erfüllte die überdachte Halle.
Glänzte auf den Gleisen.
Auf dem fahrenden ICE.
Frische Morgenluft in ihren Lungen.
Sie wandte sich ab. Verließ den Bahnhof.
Ein neuerliches Gefühl von verletzten Ehrgeiz überkam sie.
Doch sie lächelte nur.
Gerry stand vor einem großen Hochhaus.
Blickte nach oben.
Kaum ein Luftzug an diesem staubigen Sommermorgen.
Kleine weiche Wolken gaben den Kontrast zum kantigen Gebäude.
Den Kopf im Nacken liegend, merkte sie nicht, wie jemand an sie herantrat.
„Was machst du hier draußen?“
Sie sah den Mann mit der Daunenjacke verständnislos an.
Schüttelte nur den Kopf.
„Hey, komm‘ schon, Andy bekommt einen Anfall, wenn er Spitz bekommt, dass Du nicht an der Versuchsreihe arbeitest.“
Der Fremde packte Gerry an der Schulter.
Wollte sie mit hineinziehen-
In das große, kantige Bauwerk.
Gerry schüttelt sich nur, versucht sich zu wehren.
Doch schon standen sie im Aufzug.
„Ich weiß ja, dass er dich mies behandelt, aber du musst doch nicht gleich so einen Aufstand machen.“
Der Fremde fühlte sich über die Wange, wo Gerry ihn gekratzt hatte.
Sie blickte starr geradeaus.
Beobachtete die vorbeiziehenden Etagen in dem Glasaufzug.
Glas.
Hier war alles aus Glas.
Und dennoch gelangte kaum Sonnenlicht in das Gebäude.
Gerry fühlte sich falsch und missverstanden-
Konnte ihren Empfindungen doch keinerlei Ausdruck verleihen.
Also schwieg sie.
Als sich die Aufzugtüren öffneten, trat zunächst der Mann in der Daunenjacke heraus.
Sie folgte ihm stumm und betrachtete interessiert den grauen Flur.
Grau durch die Einrichtung,
den einfarbigen Teppichboden,
dem Geräusch von grauen Stiften auf grauen Zetteln.
Aus einem der Zimmer, an denen sie vorbeikamen, drang ein aufgeregtes Rufen.
„Sandra, wo warst du?“
Der Fremde drehte sich zu Gerry um.
Falsches Mitgefühl in seinem Gesicht.
„Hab’s dir doch gesagt.“
Gerry stand unentschlossen im kahlen Flur.
Ein großer, hagerer Mann mit Brille kam aus dem Zimmer auf sie zu.
Packte sie am Arm.
„Wo warst du? Es gibt noch einiges zu tun für dich.“
Gerry versuchte sich zu befreien und bedeutete mit einer abwehrenden Handbewegung, dass ein Missverständnis vorlag.
Doch der Mann beachtete das gar nicht.
Gerry vor einem breiten Schreibtisch.
Ein Schreibtisch aus Glas.
Hinter ihr der Blick auf die Stadt hinab.
Auf den Bahnhof.
In ihrer Hand fremde Unterlagen.
Gerry begann zu lesen:
„Empirische Untersuchungsreihe zum gezielten Einsetzen medialer Reize.“ Hieß es.
Eine junge Frau mit einem Klemmbrett steckte den Kopf in das Büro.
„Ich brauche deine Hilfe bei der laufenden Versuchsreihe.“
Gerry hob abwehrend die Hände.
Sie saß überhaupt nur noch in diesem Büro, weil der hagere Mann im Vorzimmer sie einfach nicht hatte gehen lassen.
„Bitte. Nur Du kannst mir helfen.“
Widerwillig ließ sich Gerry von der grau gekleideten Frau zum Aufzug führen.
Wieder der gläserne Aufzug.
Bis ins komplett Betonierte Untergeschoss.
Der Keller des Gebäudes.
Grau in Grau.
Kein Glas, kein Teppichboden.
Kein Sonnenlicht.
Der Geruch von scharfem Putzmittel schlug Gerry entgegen, als sie in den Flur traten.
Eine Reihe großer und kleiner Bildschirme pflasterte die Wand des Zimmers, in das sie eintraten.
Abgebildet darauf waren Zimmer, größtenteils Wohnzimmer.
Einige wenige waren belebt.
Gerry blieb mitten in dem sonst sehr spartanisch ausgestatteten Zimmer stehen.
Die junge Frau drückte auf einen Knopf und sprach monoton in ein Mikrofon.
„Sequenz eins einleiten.“
Gleichzeitig war eine Änderung auf den Bildschirmen zu sehen.
In den Zimmern, in denen ein TV-Gerät lief, wurden nun die gleichen grellen Bilder übertragen.
Gerry musste unwillkürlich an den Titel denken, der auf den Unterlagen stand Empirische Untersuchungsreihe zum gezielten Einsetzen medialer Reize.
Die stumme Gerry.
Verwechselt. Vor den bunten Versuchsreihen in dem grauen Gebäude.
Die stumme Gerry.
(c)
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