Sonntag, 3. Februar 2013
Gregor [Samsa?]
„Ach Scheiße!“
Gregor warf den Pinsel beiseite und fuhr sich durch die Haare.
Die späte, orangene Nachmittagssonne schien durch die dreckigen großen Fenster des Ateliers.
Dahinter der Dunst der Stadt.
Ein paar Aspirin. Ja, das würde er jetzt wohl brauchen.
„Heute wohl nicht so kreativ?“ Höhnte Burgart.
„Fick dich.“ Raunte er und wühlte durch die liegengebliebenen Utensilien.
Wo waren die verdammten Tabletten?
Mist.
Gregor nahm die zerfetzte Jeansjacke von der Stuhllehne und schnappte sich seine Schlüssel.
Als die schwere Metalltür hinter ihm zugefallen war, wünschte er sich auch schon, er hätte sie nie geöffnet.
Mit blutunterlaufenen Augen und nur einem Tanktop bekleidet saß da, an der Wand gelehnt, Mara.
Schmuddelig und high wie immer.
Gott, er hasste diese Stadt.
„Hab‘ meine Schlüssel verloren.“ Säuselte sie. „Kann ich vielleicht bei dir…?“
Burgart lachte.
Er lachte sie aus.
So ein Schwein. Aber irgendwie konnte Gregor ihn verstehen.
Er fand es einfach nur unverschämt.
Und seufzte.
„Aber nur kurz.“ Er schloss auf. „Bin gleich wieder da. Fass aber nichts an.“
„Sicher, wie immer.“ Sie zwängte sich durch die halb geöffnete Tür „Psycho.“
„Hey!“ Burgart packte sie an der Schulter „Der Psycho zeigt dir gleich, wo du heute die Nacht verbringen kannst.“
„Lass sie.“ Gregor schüttelte den Kopf und schloss die Tür hinter Mara ab, die ihn und Burgart nunmehr mit aufgerissenen Augen anstarrte.
„Sie hat sicher ihre Miete nicht bezahlen können.“ Burgart lachte wieder, während sie das Haus verließen.
„Du bist so gehässig.“ Gregor zündete sich eine Zigarette an.
Burgart gab ein Schnauben von sich und schüttelte nur angewidert den Kopf.
Dabei fiel Gregor das strähnige Haar ins Gesicht.

„Bin wieder da.“ Warf Gregor emotionslos in den Raum, als er die Tür zum Atelier wieder aufschloss.
„Man, ich hab‘ doch gesagt, du sollst Nichts anfassen!“
Mara saß mitten im Atelier auf dem Boden.
Und sie malte.
Dann drehte sie sich um und sah ihn mit aufgerissenen Augen an.
Burgart giggelte vor sich hin und kniete sich zu Mara.
So, dass er ihr ganz nah war.
„Na, was hast du denn hübsches gezeichnet?“ Hörte Gregor ihn Fragen.
Dann verstummte er und nahm das Blatt zur Hand.
Auf dem Gesicht zeichnete sich zunächst Unglaube ab.
Dann aber lachte er wieder.
Er lachte so heftig, dass er sich beinahe verschluckte.
„So… so ein schlaues Kind!“ Er hustete.
Gregor betrachtete das Bild und erstarrte.
Das Sonnenlicht, dass in den Raum fiel, verlieh dem weiß einen gelblichen, warmen Ton.
So im Kontrast zu den beiden Gesichtern, die darauf abgebildet waren.
Das war er.
Er und Burgart.
Auf eine unästhetische Weise verbunden, beinahe zusammengefügt.
Aber was meinte Burgart?
Gregor zuckte mit den Schultern.
„Was du nur wieder findest.“ Sagte er und begab sich wieder an sein Bild.
(c)

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