Freitag, 8. Februar 2013
Herr Lehmann unter den Sternen
dermensch, 23:00h
Pulsierende Bässe dringen durch Lehmanns Körper.
_Am Puls der Zeit._ Denkt er.
Er findet sich auf einem alten, abgenutzten Ledersofa wieder.
Tanzende, lachende Menschen vor ihm.
Wie ist er nur hierhergelangt?
Die Luft ist stickig.
Es wird geraucht.
Geraucht und gelacht.
„Hey!“
Ein Mädchen lässt sich neben ihm auf die Couch fallen.
Ihr kurzer Rock und ihr Ausschnitt lassen tief blicken.
Lassen nicht viel zu interpretieren.
Lehmann runzelt die Stirn und sie lächelt ihn an.
Die Leere in seinem Inneren spiegelt sich
In den leeren Augen, die ihn anlächeln.
Er antwortet nicht.
Starrt sie einfach nur an.
Sie beugt sich zu seinem Ohr.
Schreit.
„Wollen wir tanzen?“
Über den lauten, wummernden Bässen.
Alkohol in ihrer Stimme.
Lehmann schüttelt den Kopf und deutet auf den Ausgang.
Er muss raus.
Wieder einmal.
Wie aus einem Traum erscheinen Bilder vor seinem inneren Auge.
Leiber auf dem seinigen. Versperren den Ausweg.
Er schüttelt erneut den Kopf um die Bilder loszuwerden und erhebt sich.
Die schwere Metalltür fällt hinter ihm ins Schloss.
Die Bässe sind leiser, melodischer.
Frische Nachtluft erfüllt seine Lungen.
Erneut werden die Geräusche lauter.
Das Mädchen ist Lehmann gefolgt.
„Hey, wo willst du hin?“
Er schaut sie an.
Dann betrachtet er seine Füße.
Ja, wo wollen sie ihn bloß hintragen?
„Ich will an keinen Ort.“ Antwortet er bloß und wendet sich ab.
Sie lacht. „Bist echt ein komischer Kauz!“
Ein ganz naiver Tonfall.
Ja, Lehmann.
Lehmann ist wirklich ein komischer Kauz.
„Ja.“ Sagt er.
Lehmann geht.
Stille.
Lehmann vergräbt die Hände in den Taschen seiner Jacke.
Dann
Schnelle Schritte hinter ihm.
Das Geräusch von High Heels auf Asphalt.
„Ich komme mit.“ Ein Lachen.
Lehmann seufzt.
Er schaut in eine lächelnde Grimasse.
„Mhm.“
„Bist aber nicht sehr gesprächig.“
War das ein Vorwurf?
Lehmann kramt in seiner Tasche.
Bingo.
Er fischt eine Schachtel Zigaretten aus seiner Jacke.
Aber kein Feuer.
Mist.
Immer diese Probleme mit den Elementen.
„Erzähl mal, wie heißt du?“
„Lehmann.“
„Aha.. ja..?“
Lehmann schaut auf zum sternenklaren Nachthimmel über der Stadt.
„Ja.“ Antwortet er. „Wollen Sie noch meinen Ausweis sehen oder was?“
Kalte Nachtluft zwischen ihnen.
Sie kichert.
„Mich hat noch nie jemand gesiezt.“
Lehmann betrachtet das kindliche Gesicht.
„Glaub‘ ich gerne.“ Murmelt er, während sie sich den BH in ihrem winzigen Top zurechtzupft.
„Was?“
„Glaube ich gerne.“ Wiederholt er. Diesmal betonter.
„Was soll das denn heißten? Ich bin schon volljährig!“
Lehmann schüttelt den Kopf und stößt dabei die Luft aus.
Sie kommen an einem Parkplatz vorbei.
Ein paar betrunkene Jugendliche.
„Erzähl‘ was über dich!“ Drängt Lehmanns Begleiterin.
„Mh.“
Lehmann muss sich kurz sammeln.
Wer oder was ist er denn?
Er schaut an sich herunter.
„Ich bin ein Mensch.“
Stellt er fest.
Beinahe so, als wäre es das erste Mal, dass ihm das auffällt.
Das Mädchen seufzt theatralisch.
„Das sehe ich doch!“ Sie gestikuliert wild „Was machst du so?“
„Leben. Leben und zugleich auch sterben.“
„Man, du bist echt unheimlich!“
Unheimlich.
„Nicht ich bin unheimlich.“ Er schaut sie an.
Kalter Wind zerzaust ihr kurzes Haar.
Verwirrt und verstimmt blickt sie auf die Straße.
„Warum warst du eigentlich im Liberté?“
Ein kurzes Lächeln fliegt über seine Züge.
„Freiheit?“
Den Begriff hat Lehmann schon lange nicht mehr gehört.
Und nun ausgerechnet an diesem Abend.
Von dieser Person.
„Hä?“
Seine junge Begleiterin scheint nicht zu verstehen.
„Du hast doch was von Freiheit gesagt.“
„Ach, ich meine doch den Club.“
Ach so.
Was für ein unpassender Name.
Lehmann muss an die schwere Metalltür des Clubs denken.
Die lauten, hämmernden Bässe.
Die lachenden Menschen.
Er schüttelt den Kopf.
„Sag schon!“
Lehmann bleibt stehen.
Mitten auf der Kreuzung.
Mitten irgendwo in dieser alkoholisierten Stadt.
Der verklärten Stadt.
Der lachenden Stadt.
Ein primitives, wehmütiges, falsches Lachen.
„Die Leute glauben ich sei verrückt…“
Beginnt er.
Das Mädchen ist stehen geblieben und starrt ihn an.
Sein Blick ist zum Himmel gerichtet.
Lehmann relativiert zum großen Nexus.
Lehmann unter dem Sternenhimmel.
Eine nervöse Stimme unterbricht ihn.
„Komm von der Straße runter…“
Nein.
Er nimmt Platz.
Auf dem dunklen Asphalt der Stadt.
„Hey“ Die Stimme des Mädchens überschlägt sich. „Du brauchst mir nichts zu beweisen…“
„Beweisen.“ Lehmann lacht. „Ich habe Sie nicht einmal gebeten mir zu folgen.“
„Aber…“ Luft wird, halb nervös, halb aufgebracht, ausgestoßen. „Das ist doch nicht normal!“
„Was ist denn schon normal?“
Lehmann speit die Worte aus.
Betrachtet den knapp bekleideten, vollgedröhnte Menschen.
Dieser Mensch.
„Aber Sie haben vollkommen recht. Normal wäre es gewesen, wenn Sie jetzt meinen Schwanz in Ihrem Mund hätten.“
Sie macht empört einen Schritt zurück.
„Perversling!“
Er schüttelt ruhig den Kopf und schaut zu den Sternen.
„Das kann ich nur zurückgeben.“
Sie läuft aufgebracht davon.
Lehmann alleine unter dem Sternenhimmel in der tristen Stadt.
Lehmann alleine auf dem Asphalt.
Lebend und Sterbend.
(c)
_Am Puls der Zeit._ Denkt er.
Er findet sich auf einem alten, abgenutzten Ledersofa wieder.
Tanzende, lachende Menschen vor ihm.
Wie ist er nur hierhergelangt?
Die Luft ist stickig.
Es wird geraucht.
Geraucht und gelacht.
„Hey!“
Ein Mädchen lässt sich neben ihm auf die Couch fallen.
Ihr kurzer Rock und ihr Ausschnitt lassen tief blicken.
Lassen nicht viel zu interpretieren.
Lehmann runzelt die Stirn und sie lächelt ihn an.
Die Leere in seinem Inneren spiegelt sich
In den leeren Augen, die ihn anlächeln.
Er antwortet nicht.
Starrt sie einfach nur an.
Sie beugt sich zu seinem Ohr.
Schreit.
„Wollen wir tanzen?“
Über den lauten, wummernden Bässen.
Alkohol in ihrer Stimme.
Lehmann schüttelt den Kopf und deutet auf den Ausgang.
Er muss raus.
Wieder einmal.
Wie aus einem Traum erscheinen Bilder vor seinem inneren Auge.
Leiber auf dem seinigen. Versperren den Ausweg.
Er schüttelt erneut den Kopf um die Bilder loszuwerden und erhebt sich.
Die schwere Metalltür fällt hinter ihm ins Schloss.
Die Bässe sind leiser, melodischer.
Frische Nachtluft erfüllt seine Lungen.
Erneut werden die Geräusche lauter.
Das Mädchen ist Lehmann gefolgt.
„Hey, wo willst du hin?“
Er schaut sie an.
Dann betrachtet er seine Füße.
Ja, wo wollen sie ihn bloß hintragen?
„Ich will an keinen Ort.“ Antwortet er bloß und wendet sich ab.
Sie lacht. „Bist echt ein komischer Kauz!“
Ein ganz naiver Tonfall.
Ja, Lehmann.
Lehmann ist wirklich ein komischer Kauz.
„Ja.“ Sagt er.
Lehmann geht.
Stille.
Lehmann vergräbt die Hände in den Taschen seiner Jacke.
Dann
Schnelle Schritte hinter ihm.
Das Geräusch von High Heels auf Asphalt.
„Ich komme mit.“ Ein Lachen.
Lehmann seufzt.
Er schaut in eine lächelnde Grimasse.
„Mhm.“
„Bist aber nicht sehr gesprächig.“
War das ein Vorwurf?
Lehmann kramt in seiner Tasche.
Bingo.
Er fischt eine Schachtel Zigaretten aus seiner Jacke.
Aber kein Feuer.
Mist.
Immer diese Probleme mit den Elementen.
„Erzähl mal, wie heißt du?“
„Lehmann.“
„Aha.. ja..?“
Lehmann schaut auf zum sternenklaren Nachthimmel über der Stadt.
„Ja.“ Antwortet er. „Wollen Sie noch meinen Ausweis sehen oder was?“
Kalte Nachtluft zwischen ihnen.
Sie kichert.
„Mich hat noch nie jemand gesiezt.“
Lehmann betrachtet das kindliche Gesicht.
„Glaub‘ ich gerne.“ Murmelt er, während sie sich den BH in ihrem winzigen Top zurechtzupft.
„Was?“
„Glaube ich gerne.“ Wiederholt er. Diesmal betonter.
„Was soll das denn heißten? Ich bin schon volljährig!“
Lehmann schüttelt den Kopf und stößt dabei die Luft aus.
Sie kommen an einem Parkplatz vorbei.
Ein paar betrunkene Jugendliche.
„Erzähl‘ was über dich!“ Drängt Lehmanns Begleiterin.
„Mh.“
Lehmann muss sich kurz sammeln.
Wer oder was ist er denn?
Er schaut an sich herunter.
„Ich bin ein Mensch.“
Stellt er fest.
Beinahe so, als wäre es das erste Mal, dass ihm das auffällt.
Das Mädchen seufzt theatralisch.
„Das sehe ich doch!“ Sie gestikuliert wild „Was machst du so?“
„Leben. Leben und zugleich auch sterben.“
„Man, du bist echt unheimlich!“
Unheimlich.
„Nicht ich bin unheimlich.“ Er schaut sie an.
Kalter Wind zerzaust ihr kurzes Haar.
Verwirrt und verstimmt blickt sie auf die Straße.
„Warum warst du eigentlich im Liberté?“
Ein kurzes Lächeln fliegt über seine Züge.
„Freiheit?“
Den Begriff hat Lehmann schon lange nicht mehr gehört.
Und nun ausgerechnet an diesem Abend.
Von dieser Person.
„Hä?“
Seine junge Begleiterin scheint nicht zu verstehen.
„Du hast doch was von Freiheit gesagt.“
„Ach, ich meine doch den Club.“
Ach so.
Was für ein unpassender Name.
Lehmann muss an die schwere Metalltür des Clubs denken.
Die lauten, hämmernden Bässe.
Die lachenden Menschen.
Er schüttelt den Kopf.
„Sag schon!“
Lehmann bleibt stehen.
Mitten auf der Kreuzung.
Mitten irgendwo in dieser alkoholisierten Stadt.
Der verklärten Stadt.
Der lachenden Stadt.
Ein primitives, wehmütiges, falsches Lachen.
„Die Leute glauben ich sei verrückt…“
Beginnt er.
Das Mädchen ist stehen geblieben und starrt ihn an.
Sein Blick ist zum Himmel gerichtet.
Lehmann relativiert zum großen Nexus.
Lehmann unter dem Sternenhimmel.
Eine nervöse Stimme unterbricht ihn.
„Komm von der Straße runter…“
Nein.
Er nimmt Platz.
Auf dem dunklen Asphalt der Stadt.
„Hey“ Die Stimme des Mädchens überschlägt sich. „Du brauchst mir nichts zu beweisen…“
„Beweisen.“ Lehmann lacht. „Ich habe Sie nicht einmal gebeten mir zu folgen.“
„Aber…“ Luft wird, halb nervös, halb aufgebracht, ausgestoßen. „Das ist doch nicht normal!“
„Was ist denn schon normal?“
Lehmann speit die Worte aus.
Betrachtet den knapp bekleideten, vollgedröhnte Menschen.
Dieser Mensch.
„Aber Sie haben vollkommen recht. Normal wäre es gewesen, wenn Sie jetzt meinen Schwanz in Ihrem Mund hätten.“
Sie macht empört einen Schritt zurück.
„Perversling!“
Er schüttelt ruhig den Kopf und schaut zu den Sternen.
„Das kann ich nur zurückgeben.“
Sie läuft aufgebracht davon.
Lehmann alleine unter dem Sternenhimmel in der tristen Stadt.
Lehmann alleine auf dem Asphalt.
Lebend und Sterbend.
(c)
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