Samstag, 6. April 2013
Unten am Wasserfall
dermensch, 12:23h
„Ich bin viel zu spät aufgestanden, der Tag ist schon halb vorbei.“
„Jaja. Klar. So was passiert Jedem.“
Das wurde jetzt viel zu persönlich.
Mit einem Krachen legte ich den Hörer auf.
Ich hielt mich für etwas Besonderes.
Jeder tut das.
„Oder?“
„Oder was?“
Unten am Wasserfall hatte mich R an den Waden festgehalten.
Damit ich nicht ins Wasser fiel.
Ich.
„Vielleicht hält sich nicht jeder für was Besonderes.“
Er hatte mich gerade losgelassen und sich missmutig auf einen Stein gesetzt.
Ich dachte wieder an meine Großmutter.
Damals hatte ich sie im Krankenhaus besucht.
Ihre Heiligenbildchen waren um ihr Bett aufgebaut.
Sie hatten mich angestarrt.
Die Heiligen.
Und ich hatte zurückgestarrt.
Mit dreckigen Schuhen und strähnigen Haaren hatte ich ihnen gegenübergestanden.
Im Moment des Todes.
Im Moment des Todes meiner Großmutter konnte ich nur an sie denken.
An die Heiligenbildchen.
Sorgsam aufgebahrt.
So sorgsam umhegt wie nichts anderes in ihrem Leben.
Hinterließen sie nichts.
Und mich.
Und Leben.
Unten am Wasserfall.
„Lässt du mich teilhaben an deinen Gedanken?“
Wasser rauschte vor sich hin.
Ein kühler Wind.
„Hast du doch. Du bist hier.“
Hier und Jetzt.
Eine Barrikade aus Raum und Zeit, die ich in diesem Universum erschaffen hatte.
Dieses Universum.
Mein Universum.
Alles drehte sich nur um mich.
Doch es hatte wenigstens ein Zentrum.
Doch-
„Manchmal weiß ich nicht, was ich denke.“
Es passierte einfach.
Wie ein-
Es gab keinen Vergleich.
Da war mein Handy und es klingelte.
Eine Abfolge von Tönen, die stets mein Leben stören.
„Was hast du heute gemacht?“
- „Gelebt.“
„Du Lügner!“
Bis zu den Knöcheln im Schnee.
Unten am Wasserfall.
R hatte mich gar nicht festgehalten.
Das war ich selbst gewesen.
Etwas Besonderes bleibt allein.
So hatten mich die Heiligenbildchen verflucht.
Gelebt hatte ich.
Bis hierhin.
Bis zu den Knöcheln im Schnee.
Klirrende Kälte auf nackter Haut.
Ich hatte die Heiligenbildchen um mich herum aufgebahrt.
Im Moment des Todes.
Im Moment meines eigenen Todes konnte ich nur an sie denken.
An sie, die ich so verabscheute, wie meine eigene Heiligkeit.
(c)
„Jaja. Klar. So was passiert Jedem.“
Das wurde jetzt viel zu persönlich.
Mit einem Krachen legte ich den Hörer auf.
Ich hielt mich für etwas Besonderes.
Jeder tut das.
„Oder?“
„Oder was?“
Unten am Wasserfall hatte mich R an den Waden festgehalten.
Damit ich nicht ins Wasser fiel.
Ich.
„Vielleicht hält sich nicht jeder für was Besonderes.“
Er hatte mich gerade losgelassen und sich missmutig auf einen Stein gesetzt.
Ich dachte wieder an meine Großmutter.
Damals hatte ich sie im Krankenhaus besucht.
Ihre Heiligenbildchen waren um ihr Bett aufgebaut.
Sie hatten mich angestarrt.
Die Heiligen.
Und ich hatte zurückgestarrt.
Mit dreckigen Schuhen und strähnigen Haaren hatte ich ihnen gegenübergestanden.
Im Moment des Todes.
Im Moment des Todes meiner Großmutter konnte ich nur an sie denken.
An die Heiligenbildchen.
Sorgsam aufgebahrt.
So sorgsam umhegt wie nichts anderes in ihrem Leben.
Hinterließen sie nichts.
Und mich.
Und Leben.
Unten am Wasserfall.
„Lässt du mich teilhaben an deinen Gedanken?“
Wasser rauschte vor sich hin.
Ein kühler Wind.
„Hast du doch. Du bist hier.“
Hier und Jetzt.
Eine Barrikade aus Raum und Zeit, die ich in diesem Universum erschaffen hatte.
Dieses Universum.
Mein Universum.
Alles drehte sich nur um mich.
Doch es hatte wenigstens ein Zentrum.
Doch-
„Manchmal weiß ich nicht, was ich denke.“
Es passierte einfach.
Wie ein-
Es gab keinen Vergleich.
Da war mein Handy und es klingelte.
Eine Abfolge von Tönen, die stets mein Leben stören.
„Was hast du heute gemacht?“
- „Gelebt.“
„Du Lügner!“
Bis zu den Knöcheln im Schnee.
Unten am Wasserfall.
R hatte mich gar nicht festgehalten.
Das war ich selbst gewesen.
Etwas Besonderes bleibt allein.
So hatten mich die Heiligenbildchen verflucht.
Gelebt hatte ich.
Bis hierhin.
Bis zu den Knöcheln im Schnee.
Klirrende Kälte auf nackter Haut.
Ich hatte die Heiligenbildchen um mich herum aufgebahrt.
Im Moment des Todes.
Im Moment meines eigenen Todes konnte ich nur an sie denken.
An sie, die ich so verabscheute, wie meine eigene Heiligkeit.
(c)
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