Dienstag, 9. April 2013
Gespräch mit Herrn Lehmann
dermensch, 18:00h
Da sitze ich nun Herrn Lehmann gegenüber.
„Herr – ah-“
„Lehmann, so heiße ich.“
„Ja, ich weiß. Verzeihung.“
Ich suche in meinen Unterlagen.
Verdammt. Jetzt finde ich sie natürlich nicht.
Lehmanns Finger trommeln ungeduldig auf dem Sitzpolster herum.
„Ich habe es gleich.“
Aus einer braunen Mappe fördere ich ein paar bedruckte Seite zutage und händige sie ihm ungeschickt aus.
So ungeschickt, dass ich an seine Kaffeetasse stoße und den Tisch in einen See verwandele.
„Oh nein. Tut mir schrecklich leid.“
„Schon in Ordnung. Ich mag sowieso keinen Kaffee.“
Ein schmales Lächeln.
„Aber warum haben Sie ihn sich dann bestellt?!“
Das Lächeln wird breiter.
„Warum haben Sie sich Tee bestellt? Sie mögen doch gar keinen.“
„Ich…“
Ja. Tatsächlich. In der Hektik, unter den ungeduldigen Blicken der Kellnerin mit ihren perfekt lackierten Fingernägeln, hatte ich Tee bestellt.
Obwohl ich ihn nicht mag.
Verlegen tupfe ich mit der Serviette den ausgeschütteten Kaffee weg.
„Sie haben nur spekuliert, dass ich Tee in Wirklichkeit nicht mag, oder?“
„Wenn Sie das glauben wollen, ist das wohl so.“
Lehmann beginnt wieder die Unterlagen zu studieren und leise vor sich hin zu summen.
Es ist ein warmer Sommernachmittag.
Ich beobachte die Menschen, die an dem Café vorbeischlendern.
Und ich sehe nicht mehr und nicht weniger als das in ihnen.
Nach etwas Zeit legt Lehmann die Blätter beiseite.
Er schaut mich direkt an.
„Ich könnte Ihnen auch Geschichten erzählen, die die Menschen unterhaltsam finden. Die sie zum Lachen bringen, zum Weinen bringen, zum Lieben und Hassen. Aber ich will nicht unterhalten. Nicht lachen, weinen, lieben, hassen. Das ist so armselig…“
„Emotionen sind armselig?“
„Nein.“ Lehmann fährt sich mit der Hand durch die Haare und lächelt. „Aufrichtige Emotionen nicht.“
„Wollen Sie damit sagen, dass die Unterhaltungsindustrie Emotionen fordert die unaufrichtig sind?“
„Sie sind zumindest eines: Flach.“
Lehmann nimmt den Zucker zur Hand.
Ein wenig davon kippt er auf den Tisch.
Mehrere kleine Häufchen.
_Als hätte ich nicht schon genug Unordnung gemacht._ Denke ich.
„Das sind Emotionen!“ Er zerstreut die Häufchen zu ganzen Flächen. „Facettenreich und nicht fassbar.“
Lehmann beginnt mit der Fingerspitze kleine Kreisformen in den Zucker zu zeichnen.
Beiläufig schaut er mich an.
„Und _die_ will ich bewegen.“
Ein paar der Kristalle fallen vom Tisch.
Ich beobachte ihn.
Dann blinzele ich wieder in die helle Nachmittagssonne.
„Will nicht jeder etwas bewegen?“
Frage ich.
„Ja, natürlich. Seinen Bierbauch zum nächsten Aldi zum Beispiel.“ Murrt Lehmann verächtlich.
Dann sammelt er sich und seufzt.
„Ich will mir gar nicht anmaßen, zu wissen, was die Welt braucht. Ich will niemanden sagen, was er tun soll-“ Er lacht.
Ein trockenes Lachen.
„Ich will nur …“ Er unterbricht sich und lächelt erneut. „Nein. Das müssen Sie herausfinden.“
Mit den Worten steht Lehmann auf.
Und verlässt grußlos das Café.
(c)
„Herr – ah-“
„Lehmann, so heiße ich.“
„Ja, ich weiß. Verzeihung.“
Ich suche in meinen Unterlagen.
Verdammt. Jetzt finde ich sie natürlich nicht.
Lehmanns Finger trommeln ungeduldig auf dem Sitzpolster herum.
„Ich habe es gleich.“
Aus einer braunen Mappe fördere ich ein paar bedruckte Seite zutage und händige sie ihm ungeschickt aus.
So ungeschickt, dass ich an seine Kaffeetasse stoße und den Tisch in einen See verwandele.
„Oh nein. Tut mir schrecklich leid.“
„Schon in Ordnung. Ich mag sowieso keinen Kaffee.“
Ein schmales Lächeln.
„Aber warum haben Sie ihn sich dann bestellt?!“
Das Lächeln wird breiter.
„Warum haben Sie sich Tee bestellt? Sie mögen doch gar keinen.“
„Ich…“
Ja. Tatsächlich. In der Hektik, unter den ungeduldigen Blicken der Kellnerin mit ihren perfekt lackierten Fingernägeln, hatte ich Tee bestellt.
Obwohl ich ihn nicht mag.
Verlegen tupfe ich mit der Serviette den ausgeschütteten Kaffee weg.
„Sie haben nur spekuliert, dass ich Tee in Wirklichkeit nicht mag, oder?“
„Wenn Sie das glauben wollen, ist das wohl so.“
Lehmann beginnt wieder die Unterlagen zu studieren und leise vor sich hin zu summen.
Es ist ein warmer Sommernachmittag.
Ich beobachte die Menschen, die an dem Café vorbeischlendern.
Und ich sehe nicht mehr und nicht weniger als das in ihnen.
Nach etwas Zeit legt Lehmann die Blätter beiseite.
Er schaut mich direkt an.
„Ich könnte Ihnen auch Geschichten erzählen, die die Menschen unterhaltsam finden. Die sie zum Lachen bringen, zum Weinen bringen, zum Lieben und Hassen. Aber ich will nicht unterhalten. Nicht lachen, weinen, lieben, hassen. Das ist so armselig…“
„Emotionen sind armselig?“
„Nein.“ Lehmann fährt sich mit der Hand durch die Haare und lächelt. „Aufrichtige Emotionen nicht.“
„Wollen Sie damit sagen, dass die Unterhaltungsindustrie Emotionen fordert die unaufrichtig sind?“
„Sie sind zumindest eines: Flach.“
Lehmann nimmt den Zucker zur Hand.
Ein wenig davon kippt er auf den Tisch.
Mehrere kleine Häufchen.
_Als hätte ich nicht schon genug Unordnung gemacht._ Denke ich.
„Das sind Emotionen!“ Er zerstreut die Häufchen zu ganzen Flächen. „Facettenreich und nicht fassbar.“
Lehmann beginnt mit der Fingerspitze kleine Kreisformen in den Zucker zu zeichnen.
Beiläufig schaut er mich an.
„Und _die_ will ich bewegen.“
Ein paar der Kristalle fallen vom Tisch.
Ich beobachte ihn.
Dann blinzele ich wieder in die helle Nachmittagssonne.
„Will nicht jeder etwas bewegen?“
Frage ich.
„Ja, natürlich. Seinen Bierbauch zum nächsten Aldi zum Beispiel.“ Murrt Lehmann verächtlich.
Dann sammelt er sich und seufzt.
„Ich will mir gar nicht anmaßen, zu wissen, was die Welt braucht. Ich will niemanden sagen, was er tun soll-“ Er lacht.
Ein trockenes Lachen.
„Ich will nur …“ Er unterbricht sich und lächelt erneut. „Nein. Das müssen Sie herausfinden.“
Mit den Worten steht Lehmann auf.
Und verlässt grußlos das Café.
(c)
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