Samstag, 8. Juni 2013
Das Dröhnen
Das Dröhnen.
Erschrocken erwache ich.
Schweißgebadet.
Unter Strom.
Unter dem Strom.
Mit dem Strom.
Ich setze mich auf.
Ohne Licht. Das Zimmer.
In einer trüben Soße von Gedanken finde ich den Lichtschalter.
Endlos finster scheint es zu sein.
Sodass das Licht der kleinen, spärlichen Lampe von der Dunkelheit verschluckt wird.
Gedämpfte Stimmen aus der Nachbarwohnung.
Ein Glas Wasser.
Ein Glas Wasser und meine Welt wird wieder..
Was?
Erschrocken erwache ich und stelle fest, dass mein Herz fehlt.
Mein Herz, mein Bauch oder mein Kopf.
Ich weiß es nicht, ich verstehe es nicht, ich sehe es nicht.
Denn es-
Es fehlt ja.
Mit der Hand unter der Bettdecke tastend.
Wie das Kind im Mutterleib.
So ertaste ich die Außenwelt.
Endlose Finsternis.
Lasst uns vergeben den Sündern, wie auch wir unseren Sünden vergeben.
Lärm aus der Nachbarwohnung.
Hannes ist wieder betrunken Heim gekommen.
Der andere Nachbar merkt nichts.
Hört nichts.
Sieht nichts.
Außerhalb des Büros im Koma.
Also muss das ein Traum sein.
Wirr. Im Koma.
Die Decke kommt näher und ihre Last fühlt sich merkwürdig vertraut an.
Ihre Last auf meiner Brust.
Das ist keine Ästhetik.
Es ist wie ein Wasserglas nach einem furchtbaren Albtraum.
Der Geschmack bleibt.
Ich huste und etwas Zähflüssiges steigt mir aus den Lungen.
Wie der Geist aus der Flasche.
Doch es ergießt sich auf dem Boden und wird mir nun keinen Wunsch mehr erfüllen.
Der Mutterschoß ist keine Einbahnstraße. Sagte mal jemand.
Und ich denke daran als ich einschlafe.
Ich stelle mir mein Leben vor.
Mein Leben ohne mich.
Ich stelle mir eine Zelle vor.
Meine Zelle.
Ein zähes Ding was ich aus dem Abendprogramm ausgeschnitten habe.
Hannes stöhnt.
Doch das Träume ich schon.
Erschrocken erwache ich und stelle fest, dass ich nichts bin.
Erschrocken erwache ich und werde zu meinem Herzen, meinem Bauch, meinem Kopf.
Ich werde mein Haus.
Wo die Fenster ohne Seele sind.
Und der Sturm der Dunkelheit das Dach abdeckt
Den Blick zum Himmel freigibt und der Mond enthüllt, was ich alles nicht bin.
Erschrocken erwache ich und bin die Dunkelheit.
Das Dröhnen.
Das marode Mauerwerk dieser Fassade.
Das träume ich nur.
Schweißgebadet.
In dunkler Nacht.
(c)

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