Montag, 10. April 2017
Druckabfall
Druckabfall

Was verstehen wir schon voneinander.
Worte sind Schall sind Vibration sind Stille.
In meinem Wagen. Die Sonne in anderen Farben als ich sie jemals kannte.
Es herrscht Druckabfall.
Herzschlag im Anschlag.
Wie du neben mir sitzt. Unsere Stimmen zittern den Vibrationen nach.
Sichtfeld auf Endlos. Alle Felder kalibrieren.
„Karten auf den Tisch“
Nullpunkt erreicht.
Emotionaler Frontalaufprall.
Und deine Gestalt wird von den Kräften erfasst. Ein stumpfer Gegenstand drückt sich in meine Brust.
Realitätsverschiebung auf allen Synapsen.
Wenn das Ende ohne Ende sich den Anfang bahnt.
Rauch befüllt meine Lungen. Schmerz vernebelt meinen Geist.
Was verstehen wir schon voneinander?
Wenn du nach mir greifst und mich packst. Ich verletzt nur noch zucken kann.
Stoße es mir noch tiefer in den Leib.
Hier kommen wir ohnehin nicht lebend raus.
Hier kommen wir ohnehin nicht lebend raus.
Unbekanntes Gift strömt nun in meinen Körper.
Deine Hand an meiner Schulter, meiner Wange, meinem Haar.
Und sprichst mit all deinen Stimmen durch den Nebel.
Als ich dein Gesicht unter dem sonnengefärbten Rauch erkenne, kämpfe ich nicht.
„Zerbrich mich“, fehlt es der Lunge an Luft?
„Zerbrich mich“, ist Ton, ist Vibration ist Stille?
„Zerbrich mich“, die Wunde zu groß?
„Zerbrich mich!“, entfesselt unter tausend fremden Vergangenheiten.
Zwischen uns.
Zerwühlst du meine Wunde. Doch nicht einmal das-
Stoße es noch tiefer in meinen Leib. Doch diese Verbindung trennt.
Zwischenraum zwischen uns.
Alle Brücken gesprengt.
Druckabfall auf allen Empfindungen.
Und Schließen der Augen.

Doch es war es wohl das Leid, das meinen Geist befreit hat?

(c)

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Donnerstag, 5. Januar 2017
Tetrahydrocannabinol
Vielleicht hast du kurz Zeit mein Gefängnis aufzubrechen?
Zweihunderttausend Sekunden andere Realität.
Achtzigtausend Sekunden anderer Skript.
Licht und Hirnströme in zweilagiger Alufolie.
CB1 tanzen obwohl ich noch liege.
Die Arme ausgestreckt Richtung Tag, ist mir die Nacht bereits entfallen.
Hinuntergetaucht zum Grund des Sees all der Gedanken.
Irgendwo spielen Töne ihre Musik aus.
Denn ich bin dieser Ton, aneinandergereiht im Fluss vieler anderer.
Vielleicht nicht ganz gerade, aber unter den Umständen -
Was auch immer, handelt es sich doch nur um Aneinanderreihungen in die wir immer tiefer driften.
Wir sind die Mandelbrot-Menge.
Die Form einer fraktalen Konstruktion.
Wir singen und tanzen in der Annäherung an Null.
Zehn hoch minus Einhundert. Fünftausendste Sekunde.
Zwischen all den Lichtpunkten sehen wir nur, was wir sehen.
So fühle ich, als wäre ich den Weg hinab zum Endpunkt schon eine Weile entlanggelaufen.
Ich bin ganz außer Atem.
Als ich stehen bleibe, legen die Sterne den Kopf in den Nacken, um mir einen kühlen Blick zuzuwerfen.
Bevor sie weiterdrehen.
War es nicht heller Tag?
Alle Eindrücke im Rohschnitt, nur der Soundtrack stimmt.
Alles dreht auf 49,99% pro Sekunde , doch noch tausende Frames übrig.
Dieser eine Punkt in der Menge, diese Ansammlung von Entscheidungen, diese Manifestation einsamer und geselliger Sekunden, diese singende, tanzende Annäherung an Null, dieses fraktale Nebenprodukt- das habe ich als „Ich“ verstanden.
Es war womöglich ein Missverständnis.
Der Abspann findet kein Ende nicht und ich bleibe einfach liegen.
Und wir lachen, über uns das dreckige Fenster zum Himmel.
Eine dieser Erinnerungen zu finden, so viele Sekunden zu verlieren.
Wann war ich das letzte Mal wirklich wach?
Der Raubkopie einer Wahrheit zum Opfer gefallen.
Jeder Moment eine entsättigte Fälschung im Original.
Schwarzer Bildschirm spiegelt alle möglichen Sekunden, alle ungespielten Soundtracks, alle entfallenen Frames, Spiegel jeder Realität.
Zehn hoch minus dreihundert.
Gäbe es doch nicht diese Zeit. Wir wären Frames und Himmel, Punkte und Sekunden, Töne und Licht. Null und Alles gleichsam.
Surreales C21H30O2.

(c)

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Mittwoch, 21. Dezember 2016
Law of Calling
“The value of a call made again is the value of the call”.

Staub und dreckige Luft in meinen Lungen.
Dreißig Meter.
Dreißig Meter vor der Unendlichkeit frage ich mich, ob das der richtige Weg war.
Für eine Umkehr ist es nun zu spät.
„Wenn dein Leben aus dem besteht, an dem du festhältst, was du träumst, was du hoffst und wünschst, warum entsteht dein Leben dann nicht aus dir? Warum bist du nicht die Zusammenkunft so vieler Ereignisse, Fragen und Erkenntnisse?“
Als M es so ausdrückte, wusste ich nicht mehr ob sie sich selbst meinte oder mich.
Letzten Endes war ich es.
Die Unruhe abgelegt und das Atmen vergessen.
Ich wusste nicht wohin mit mir, vor allem in ihrer Gegenwart spürte ich wie der Grund meiner Existenz zu schmelzen begann.

Es war lange her, dass ich sie so gesehen hatte.
Das letzte Mal, womöglich Jahre oder Jahrzehnte.
M blieb vollkommen reglos als ich zu ihr heran trat und in die Tiefe blickte.
„Ich dachte, ich würde dich nie wieder sehen“ .
Meine Stimme war sanft und vorsichtig, mit jedem Ton, mit jeder Silbe befürchtete ich die schwache Silhouette von dem Abgrund zu hauchen und in die Unendlichkeit zurückzuschicken aus der sie gekommen war.
„Das wirst du auch nicht“, antwortete M. Ihre Augen apathisch in die Weite gerichtet und ihr Blick so endlos wie der Himmel, den sie betrachtete.
„Falle nicht, denn- wie du weißt sind wir nicht dafür gemacht.
Wir sind dafür gemacht uns die eigenen Gewissheiten zu soufflieren“
Die Augen in die ferne Zukunft gerichtet, vergessen wir uns.
Als würden wir bereits fliegen.
„Es scheint wohl alles so zu sein, doch du vermutest eine Bühne hinter der Bühne. Die Rolle der Rolle. Nicht wahr?“
„Spielst du denn?“, meine Stimme so leise, dass sie sich in ihrem trüben Geist verlor.
Heute war das Ende aller Tage. Einer der Tage, an denen ich ihr Gesicht nicht erkennen konnte. Vermutlich hatte sie sich in dem Waldboden vergraben, in den Wolken eingehüllt und in den Abgrund gestürzt.
„Ich glaube nicht an Bühnen. Lügen die Schauspieler? Wissen wir doch um ihre Unwahrheit. Der Zuschauer ist möglicherweise der wahre Lügner“.
Wir schwiegen. Für uns sprach die trübe Melodie der Nacht.
Dreißig Meter waren es nicht mehr.
Denn alles was mir fehlte war meine Stimme, die sich nicht gegen ihre Anwesenheit erheben konnte.
„Warum heute?“, da waren Tränen auf meinen Wangen.
Auf dem Waldboden vergraben, als würde ich fliegen, hinab den Abgrund.
„Wie töricht von dir anzunehmen es gäbe diese Zeit“.
„Warum dann? Warum?“ Wut stieg in mir auf- nein, es war Verzweiflung –
Darauf wartend zu Fliegen, hebt sich die Erde.
Warum war ich all die Wege gegangen um doch hier stehen zu bleiben? Den Wind meiner Vergangenheit im Rücken. Ungewissheit zu meinen Füßen.
Es waren meine Augen denen das schwache Bild ihrer Erscheinung entglitt, wollte ich sie doch aufgehalten haben.
Doch tiefe Kälte ließ mich erstarren, das Atmen vergessen.
„Ich kann nicht fliegen!“, schrie ich der tiefen Dunkelheit meines Abgrundes entgegen.
Und blieb ohne Antwort.
Kein Meter mehr.
Alles was es noch zu vermessen gäbe in Staub und Nebel aufgelöst.
Kein Ton mehr.
Was es noch zu sagen gäbe in jeden Zweifel zersprungen.
Es war lange her, dass ich mich so gesehen habe.
Kein Ort mehr an diesem Hier.

The value of calling.

(c)

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